Zwischenbilanz: Elf Tage nach der FMD Deadline ist die Stimmung gemischt, viele Länder vollziehen sanften Start

Elf Tage nach der Deadline für die Umsetzung der Falsified Medicines Directive (EU-FMD) fällt eine erste Zwischenbilanz eher gemischt aus.
Viele Apotheken in Großbritannien und Frankreich sind gar nicht angebunden, in Deutschland fordern sie wiederum eine Übernahme der Mehrkosten.

Die Stimmung in Europa ist knapp zwei Wochen nach Einführung der EU-FMD sehr gemischt, so richtig zufrieden scheint allerdings kein Land zu sein. Vielerorts kommt es zu Problemen mit den nationalen Systemen, aber auch die Hersteller sind noch nicht alle fehlerfrei angeschlossen. Die Apotheken sehen die neuen Prozesse kritisch und melden Nachbesserungsbedarf.

Apotheken unzufrieden in Deutschland

Kurz nach der Umsetzung wurde das neue System von den Apotheken als grundsätzlich wenig problematisch eingestuft, allerdings sahen auch elf Prozent die Umsetzung als eine Katastrophe an. Vor allem die Handhabung der neuen Technik und der Prozesse im Zusammenhang mit den Kund*innen wurden als problematisch eingestuft. Der Verein der Freien Apothekerschaft protestiert nun und fordert eine Übernahme der Kosten. „Das ist nicht zumutbar“ so Dr. med. Helma Gröschel, 1. Vorsitzende der Freien Apothekerschaft. „Da es sich bei dieser Kontrolle in erster Linie um verschreibungspflichtige Arzneimittel handelt, muss der finanzielle Aufwand vom Staat und von den Krankenkassen übernommen werden“ fordert Gröschel. In Deutschland aber sind zumindest alle Apotheken ans System angebunden.

Große Lücken in Großbritannien und Frankreich

Anders in Großbritannien, hier war anscheinend nicht einmal die Hälfte der Apotheken zum Start des Systems, das hier SecurMed heißt, angebunden. Der nahende Brexit sorgt für große Unsicherheit, sodass die Apotheken vor den Investitionen zurückschrecken. In Frankreich streiten hingegen die beiden Apothekenverbände FSPF und USPO über die Umsetzbarkeit der neuen Prozesse. Sie sehen die Apotheken-Patient*innen-Beziehung gefährdet. Die Befürchtung: Das Scannen der Medikamente vor den Patient*innen könnte diese stark verunsichern.

Große und kleine Probleme in den Niederlanden, Norwegen und Schweden

In Norwegen sind alle Apotheken ans System angebunden, allerdings scheint dieses nur eingeschränkt zu laufen. In den Niederlanden war das System kurzzeitig nicht mehr zu erreichen, es brach komplett zusammen. Zudem gibt es Probleme auf Herstellerseite, die Probleme mit der Schnittstelle zum nationalen System melden, sie können vereinzelt ihre Daten nicht ans nationale System senden.

Stabilisierungsphasen in Österreich, Irland und Finnland

In Erwartung solche Probleme haben sich Österreich, Irland, Finnland und Norwegen für einen sanften Start entschieden, eine sogenannte Stabilisierungsphase empfiehlt auch die EMVO. Fehlermeldungen werden überprüft, die Verpackungen sollen aber ausdrücklich trotzdem abgegeben werden – außer die Apotheke hat ebenfalls einen Fälschungsverdacht. Die Länder haben die Stabilisierungsphase auf drei bis sechs Monate angelegt, zwischenzeitlich sollen Verbesserungen basierend auf den Problemen vorgenommen werden, danach sollen die Systeme dann fehlerfrei laufen. Als mögliche Fehlerquellen nennt die EMVO fehlende oder falsche Datensätze, das Scannen von nicht serialisierten Verpackungen, falsche Handhabung und die Ähnlichkeit der Codes auf „indischen“ Verpackungen zum europäischen 2D-Datamatrixcode.

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